Die Wahl der richtigen Kamera
Hallo!
Wenn Du das hier liest, bist Du möglicherweise auf der Suche nach Deiner richtigen Kamera. Vielleicht ist es die erste Kamera die Du Dir kaufen möchtest, eventuell fotografierst Du schon ein paar Monate und möchtest Dir jetzt aber eine Kamera kaufen, die auf Dich und Deine Belange zugeschnitten ist.
Ich muss Dich allerdings hier schon einmal vorwarnen. Ich bin kein Technik-NERD. Ich kann Dir nicht auswendig sagen, wieviele Megapixel diese oder jene Kamera hat, wie schnell welcher Autofokus ist oder welches System am Schärfsten abbildet.
Hier folgt, so knapp wie möglich, mein eigener Kamerawerdegang. Vielleicht erklärt das schon ein bisschen, warum ich nicht so arg gesteigerten Wert auf technische Debatten lege.
Als ich mich angefangen habe für die Fotografie zu interessieren, ich war so grob 28/29 Jahre alt, schenkten mir meine Eltern zum Geburtstag eine Panasonic Lumix FZ 45. Die kleine handliche Kamera hat viel Freude gemacht. Es war genau die richtige Kamera, um das Spiel zwischen ISO, Blende und Zeit kennenzulernen, damit zu spielen und sich nicht noch auf viele andere Objektive konzentrieren zu müssen. Du hast einen Knopf gedrückt und damit hast Du dann entweder reingezoomt oder raus. Für diese Anfangsphase war das voll okay! Aber, unter Umständen kennst Du dieses Gefühl was ich jetzt beschreibe, irgendwann kommt der Punkt an dem Du merkst, dass reicht irgendwie nicht. Du wirst mäkelig und willst irgendwie “mehr”. Ich habe mich dann vor dem Problem gesehen, welche Kamera ich nun kaufen will. Canon, Nikon, Olympus oder etwas ganz anderes? Zwischen diesen drei Kameraherstellern orientierte ich mich gedanklich.
Ein Freund von mir hat eine Nikon besessen. Ich weiß nicht mehr welche es war, sorry. Aber, ich hatte sie in der Hand und dachte: “Die hier ist aber nicht sexy”. Der Satz soll in Zukunft noch meine ganze “Kamera-Laufbahn” beeinflussen. Das wusste ich da aber noch nicht. Ein ehemaliger Freund von mir, hatte einen Canon 40D. Die durfte ich mir mal ausleihen. Das fand ich vom Anfassen her schon viel besser. Mir gingen die Knöpfe eher rein als die von der Nikon. Zum damaligen Zeitpunkt kam man günstig an die 350D ran. Dann dachte ich aber darüber nach, wie viel Bestand das Hobby “Fotografie” damals für mich hatte und wie lange ich das wohl betreiben werde. Also habe ich zum Unverständnis meiner kompletten Umgebung nicht gekleckert sondern geklotzt und kaufte eine Canon 7D. Damals mit zwei Objektiven. Das 50mm 1.8 und dem 24-105 L. Diese Kombination hat mir richtig Spaß gemacht. Damit habe ich dann eine zeitlang fotografiert. Jeder schwärmte aber irgendwie vom Vollformatsensor und welche Vorteile so ein System hat. Also war es irgendwann gebongte Sache und ich verkaufte die 7D und legte mir dafür einen Canon 5DMK2 zu. Die Objektive konnte ich ja daran weiterverwenden. Ganz gleich ob es die Canon 7D oder die 5D war, beide Kameras waren grundsolide Teile, mit denen Du auf ewig Spaß haben kannst. Auch heute! Klar. Heute dominieren spiegellose Systeme. Aber wenn Du gerade die Fotografie begreifen beziehungsweise lernen möchtest, ist es erst einmal egal was Du für ein System benutzt. Du willst ja die Grundbegrifflichkeiten, Regeln und Zusammenhänge lernen. Das geht mit einer 7D mit Spiegel genauso gut wie mit einer aktuellen spiegellosen Kamera von Fuji und Co. Beim eingeben in die Suchmaschine ahnte ich noch nicht, dass mir das Ergebnis richtig weh tun wird, aber die Canon 5D MKII wird gebraucht um 200,00 EUR gehandelt. Autsch. So eine tolle Kamera. Zuschlagen! Ernsthaft!
ABER. Jetzt folgt das ABER.
Mach Dir bitte JETZT schon Gedanken darüber, was Du in Zukunft planst. Willst Du einfach bisschen Spaß haben, knipsen und bist auch mit älteren Systemen langfristig zufrieden? Dann schlag zu, investiere in die Objektive und hab ganz lange Spaß. Aber, wenn Du denkst, dass das “nur für den Anfang” ist, solltest Du vielleicht noch einmal eine Nacht darüber schlafen. Wenn Du so alte Systeme verkaufen möchtest, machst Du zum einen Verlust und zum anderen wirst Du einfach eine Weile drauf hängenbleiben. Deswegen mach Dir unbedingt langfristige Gedanken. Und wenn Du Dir die Frage beantwortet hast bezüglich der Langfristigkeit, frag Dich, was Deine Ambition ist. Wenn Du vielleicht planst nebenher ein wenig Geld damit zu machen oder was auch immer, rentiert sich eventuell der Kauf eines guten, aktuellen Systems für Dich.
Viel gestört hat mich damals an der 5D für mich nicht. Mir waren lediglich die Hauttöne zu rot. Aber das Fotografieren in den Rechner hat top funktioniert und die Kamera war stets ein zuverlässiger Begleiter. In 2014 hatte ich allerdings einen privaten Rückschlag, welcher mich dazu gezwungen hat, mein komplette Kameraequipment, Blitze etc. zu verkaufen. An dieser Stelle habe ich nämlich gedacht, ich werde nie wieder Zeit haben für die Fotografie haben. Als sich das Monate später allerdings als unbegründet herausgestellt hat, stand ich da mit nichts. Sprichwörtlich. Denn zu dem Zeitpunkt hatte ich auch nicht groß die Kohle, wieder da richtig Geld zu investieren. Ich wollte, warum auch immer, generell was anderes ausprobieren und wollte nicht mehr zu Canon zurück. Ich fand die Systeme von Fuji überragend und auch die OMD Systeme von Olympus ganz spannend. Hier verhielt es sich dann allerdings wie damals mit Canon und Nikon. Das eine System fand ich sexy in der Hand, dass andere nicht. Ich entschied mich dann für Fuji. Allerdings war mir die Kamera meines Begehr, die X-T2 damals zu teuer und dann landete ich bei der X-E2. Die Kamera und das Objektiv waren überragend. Aber sie war langsam und hatte natürlich ihre Grenzen. Du kannst Dir denken, dass es nicht lange gedauert hat, bis ich dann bei der X-T2 gelandet bin. Und das war eine ganz tolle Entscheidung. Ich hab so viel Freude mit diesem kleinen System gehabt und habe darüberhinaus damit kleinere Jobs abgewickelt. Wow.
Aber hey. Ich wechselte nochmal. Dieser Wechsel ist für Dich vielleicht nicht interessant, aber ich erzähle es Dir trotzdem.
Eine Sache ging mir bei der FUJI auf den Wecker und eine andere war eher Einstellungssache. Ich konnte mit der Fuji nicht in den Rechner fotografieren. Das ist für den einen oder anderen Job nicht unwichtig. Ich habe da unter anderem mit dem Produktmanagement telefoniert und hier hatte man mir ganz deutlich gesagt, dass daran gar kein Interesse seitens Fuji bestehen würde. Ooookay. Die andere Sache war, dass es spezielle Kunden gab, die Dich wegen dieser kleinen Kamera schief angeschaut haben. Denen war das Ergebnis erst einmal egal, sondern sahen nur jemanden, mit dieser kleinen Kamera in der Hand. Vielleicht ging es in dem Moment gar nicht um die Größe, sondern einfach, dass da Fuji draufstand. Beziehungsweise “Fujifilm”. Ich überlegte. Canon kam für mich nicht mehr in Frage. Nikon sowieso nicht. Ich kam in der Frage einfach nicht weiter.
Mein Freund Götz Schleser gab einen Portraitworkshop beim BPP in Brühl. Da dachte ich, den könnte ich ja mal da besuchen, denn wir sehen uns aufgrund der Entfernung (Berlin und Koblenz) einfach zu selten. Zu Gast war außerdem Thomas Boehringer von der Firma LEICA, der den Workshopteilnehmern und Workshopteilnehmerinnen die Verwendung der LEICA SL angeboten hatte. Ich hab “den roten Punkt” immer gehasst. Ich hab richtige Hasstiraden darüber abgehalten, wie man so viel Kohle für eine Kamera ausgeben kann. Wahnsinn. Vor Ort sah ich die Kamera da stehen und nahm sie mal in die Hand und dachte…..ALTER…..was ein verdammt geiles Stück. Am Ende des Workshops zeigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ergebnisse am Beamer. Bei einem Fotografinnen-Duo war spannend, dass eine mit ihrer Nikon fotografiert hat und die andere sich eine von den LEICAS weggegriffen hatte. Ein Motiv haben beide fast gleich fotografiert und wenn man erst das Bild der Nikon gesehen hat und das der LEICA, dann hat man seinen Augen nicht getraut.
Mir und Dir wird klar sein, dass Nikon keine unscharfen Objektive baut. Natürlich bilden die Teile scharf ab. Aber Schärfe, oder nennen wir es Klarheit, ist bei der LEICA auf einem ganz anderem Level. Das hat mehr Biss. Das hat mich völlig weggehauen. So kam es dann, dass ich eine Woche später eine LEICA SL mit einem Objektiv zum Testen bekommen hatte. Die waren da sehr großzügig und haben mir die für eine Woche gegeben. Natürlich verkauft man sich das Gerät dann selbst. Man findet jeden Tag einfach immer mehr Gründe, warum man dieses Teil nicht mehr hergeben möchte. Und sie ist einfach so sexy, in meiner Hand. Es wurde meine am Ende und ich möchte nie wieder etwas anderes haben.
Und jetzt kommen wir wieder zurück auf den Punkt. Was will ich sagen mit “sie ist sexy in der Hand”? Technik ist wichtig. Klar. Emotion aber auch. Du musst Dich mit Deiner Kamera wohlfühlen. Du darfst Dich mit einer Kamera nicht fühlen, als wär das irgendein technisches Gerät, was sich fremd anfühlt. Das muss einfach toll sein, intuitiv und Du musst richtig Bock drauf haben, dass Teil auch noch in einem Jahr gerne in die Hand zu nehmen. Das macht im Kopf ganz viel aus. Bock haben! Auf die Kamera. Auf das Thema Fotografie, auf was alles was damit zu tun hat. Im Idealfall findest Du eine Kamera, die genau das erfüllt, aber auch technisch extrem gut ist und für Deine Belange richtig gut ist.
Vor dem Kauf - welche Fragen muss ich mir stellen?
Wie hoch ist mein Budget?
Wie langfristig wirst Du dieses Hobby ausüben?
Wie wichtig ist Dir die aktuellste Technik und bist Du bereit dafür auch viel Geld auszugeben?
Was fotografiere ich? Fotografiere ich viel sich bewegende Objekte oder fotografiere ich Dinge die sich nicht bewegen? Wie hoch ist mein Bedarf an einem schnellen Autofokus? Wie arg brauche ich eine schnelle Serienbildaufnahme?
Habe ich eventuell Probleme mit dem Fokussieren und lasse mir gerne Dinge automatisch abnehmen? Möchte ich eine Gesichtserkennung oder Augenerkennung haben? Nicht jedes System kann das.
Wie groß soll mein System sein?
Brauche ich eine Kamera die alltagstauglich ist?
Mit solchen Fragen kannst Du Dir eine Matrix anlegen, die Deine Bedürfnisse abbildet und woran Du Dich im Falle einer Kaufplanung orientieren kannst. Ich kann Dir jetzt natürlich schreiben, dass die aktuellen Systeme von Sony unfassbar schnell sind, die einen richtig geilen Augenerkennungsmodus haben. Aber vielleicht liest Du diesen Artikel erst in einem Jahr und wir wissen alle, wie schnell sich derzeit die Technik entwickelt und sich damit auch die Marken verändern.
Wenn Du konkrete Fragen hast, melde Dich gerne bei mir. Vielleicht kann ich Dir weiterhelfen, aber im Idealfall schreib mir bitte eine Mail. Klick einfach auf Kontakt in der Menüleiste und hau in die Tasten.